Liebes Kuh-Kissen,

Wenige wissen welche Beziehung wir hatten. Nur wenige Wissen, dass wir immer zusammen in Urlaub fuhren und du mich sanft während langen Zugfahrten auf dir ruhen liesest. Auch in siffigen Hotelbetten bewarteste du mich auf flachgedrückten 0815-Kissen zu schlafen. Du warst mir immer treu und ich nahm dich überall mit hin auch wenn sich andere über dich und mich lustig machten. Ich verdeckte mir mit dir die Augen wenn ich etwas gruseliges im Fernsehn sah. Meine Tränen kullerten auf dich wenn ich mal abends deprimiert auf dem Bett lag. Du kamst zu mir als ich 10 Jahre jung war und hast mir immer treue Dienste geleistet. Und obwohl deine Farben verblassten du mehrmals in die Waschmaschine musstest und deine Hülle sehr strapaziert aussah, liebte ich dich wie kein anderes Kissen.

Doch der Tag kam als du mich verlassen musstest. ein riesiges Loch spaltete die ,auf deiner Vorderseite abgebildete, Kuh. es kam wie es kommen musste: meine Mutter hielt es für Zeit dich zu entsorgen und da warst du weg.

Heute nun ist der Tag gekommen an dem ich dich wiederhab. (Mein Oma war so gütig. Sie hatte ursprünglich zwei Exemplare und als sie von meiner tiefen Trauer erfuhr stellte sie mir den Ersatz zur Verfügung)
Also liege ich hier jetzt und schreibe diese Zeilen während du gemütlich und leicht gewärmt in meinem Nacken liegst. Hoffentlich noch für viele weitere Jahre...

In ewiger Liebe,
deine Arlette

Nun sind es noch wenige Tage und ich kann die Wörter, die so lange in mir gefangen waren von der Leine lassen.

Nun sind es nur noch wenige Tage bis mein Studium anfängt. Und gestern hab ich mich zum ersten Mal meiner Universität vorgestellt. Oder besser gesagt sie sich mir. Einführungsverantstaltung nennt sich das ganze. Eigentlich war es auch nicht so schlimm wie ich mir es vorgestellt habe. Es waren einige Leute da, die ich kannte was mich aber nicht davon abgehalten hat neue kennenzulernen. Nun denke ich, dass ich einen besseren Einblick ins Uni-Leben bekommen hab und weiß was mich erwartet. Leider auch auch unerfreuliches. Jetzt habe ich die Rennerei, Organisation von allem und den ganzen Papierkarm (obwohl hier alles online zu erledigen ist- wirklich alles!!!). Nun muss ich nur noch warten was die nächste Woche bringt.
Und das nächste halbe Jahr. Mathe macht mir jetzt schon Angst! Aber da werd ich wohl durch müssen:-)

Abwarten und Tee trinken...

"Herzlichen Glückwunsch zum Abitur! Und was willste jetzt machen?" Diese Frage höre ich von Allen.
Achselzucken. Keine Antwort parat. Ich weiß es nicht.
Studieren wär cool. Aber was?

Den Blick immer auf dem Kalender wegen den ganzen Fristen, schrieb ich meine Bewerbungen. Hatte ja schon mehrere Pläne was ich machen könnte. Plan A scheiterete an meinem Notendurchschnitt, von Plan B warte ich immer noch auf Antwort, Plan C wollte mich nicht und es bleibt nur noch Plan D übrig. Aber ist soll ich mich wirklich mit Plan D zufreiden geben? Das hieße hier in Saarbrücken bleiben, BWL studieren und weiterhin Dauergast im Hotel Mama zu bleiben. Klingt nicht übel für die meisten. Einfacher halt. Aber
1. Ich mag BWL nicht. Ich hab mich nur beworben um überhsaupt irgendwas zu haben.
2. Saarbrücken ist zwar meine Heimat und ich liebe dieses Stadt aber hat die Welt nicht noch andere schöne Fleckchen?
3. Hotel Mama hat zwar 5 Sterne, es ist sauber, der Service ist gut, das Essen hervorragend...aber wird es nicht Zeit auf eigenen Beinen zu stehen?

Dieser Ort fesselt mich, lässt mich nicht gehn. Ich könnte es sicherlich noch woanders versuchen aber ich hab das Gefühl, dass meine Fluchtwagen schon längst weg ist.

Es sind noch weitere 3 Jahre die ich hier absitzen muss. Und danach werden die Fesseln hoffentlich gelöst sein...